REA-Gipslager im Steinbruch Ellrich

REA-Gipslager im Steinbruch Ellrich

Die Diskussion um den Gipsabbau im Südharz hat eine Eigendynamik angenommen, die sich um Fakten kaum mehr schert. Beispielhaft deutlich wird das in der immer wieder vorgetragenen Behauptung, der Abbau von Naturgips ließe sich bei gutem Willen leicht durch die vermehrte Nutzung von Gips aus der Rauchgasentschwefelung (REA-Gips) oder durch aus Baumaßnahmen gewonnenen Recycling-Gips ersetzen.

So wünschenswert das wäre, so falsch ist es. Denn der REA-Gips wird nur in Kohlekraftwerken hergestellt. Die Hälfte des deutschen Gipsaufkommens stammt gegenwärtig von dort. Nun aber werden in Konsequenz der Energiewende die fossil befeuerten Kraftwerke immer weniger ausgelastet – und damit schwindet auch das REA-Gipsaufkommen. Untersuchungen, die das Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben hat, erwarten, dass der REA-Gips-Anteil an der Gipsversorgung von heute 55 Prozent bis 2050 auf 10 Prozent schrumpft.

Auch die Erwartungen an den Recycling-Gips sind unrealistisch. Zum einen lässt sich daraus nicht wieder der Grundstoff in seiner ursprünglichen Reinheit gewinnen. Zum anderen fehlt es noch an der Bereitschaft der Bauherren zur Beauftragung einer getrennten Sammlung und Entsorgung der Gipsabfälle und der Aufbau flächendeckender Erfassungs- und Sortierungssysteme ist technisch kompliziert und finanzaufwendig. Hinzu kommt, dass EU-Richtlinien gegenwärtig den preiswerten Export von Gipsabfällen in andere EU-Länder ermöglichen, sodass die Recyclingunternehmen an solchen „Rohstoff“ auch nur schwer herankommen. Heute beträgt der Recycling-Gipsanteil, den man bei der Herstellung von Gipsplatten nutzen kann, etwa 5 Prozent; selbst bei großen Anstrengungen wird er 2050 die 20-Prozent-Marke nicht übersteigen.

Deshalb rechnen die Experten mit einem Anstieg des Naturgipsanteils im deutschen Verbrauch von heute etwa 45 Prozent auf 70 Prozent bis zum Jahr 2050.