Wenn über den Gipsabbau im Harz diskutiert wird, haben Emotionen die Oberhand. Es wird kaum erwähnt, dass die Gipsabbaustätten sorgfältig wieder der Natur zurückgeführt werden. Auch nicht, dass sie keine bleibenden Umweltschäden anrichten. Auch nicht, dass sie eine lange, jahrtausendealte Tradition im Südharz haben, und dass die Produkte für unser Leben alltäglich und wichtig sind.

In einem solchen Klima geht auch die wirtschaftliche Bedeutung der Gipsindustrie rund um Nordhausen unter. 330 Menschen arbeiten dort bei den Unternehmen Knauf, Casea und Formula in der Gipsverarbeitung. Sie beziehen alle Tariflohn, was man für die Arbeitsplätze im Kreis nicht allgemein sagen kann. Die durchschnittliche Lohnsumme beträgt 35 000 Euro pro Jahr, das macht 11,5 Millionen Euro pro Jahr an Lohnsumme. Jeder direkte Arbeitsplatz generiert nach aller Erfahrung zwei weitere Arbeitsplätze: also nochmals 660 Arbeitsplätze und zusätzliche 22 Millionen Euro an Lohnsumme. Unterm Strich leben also (mindestens) 1000 Menschen in der Region vom Gipsabbau, und ihre Löhne und Gehälter in Höhe von 35 Millionen Euro sind ein wichtiger Faktor des Wirtschaftslebens in und um Nordhausen und auch des Steueraufkommens. Und in dieser Rechnung fehlen noch die vielen Arbeitsplätze, die von den Investitionen und den Ausgaben für Wert- und Instandhaltung der Produktionsanlagen abhängig sind, die die Gipsunternehmen jedes Jahr vorzugsweise ortsnah in Auftrag geben.

Der Gipsabbau ist also eine vernünftige, naturschonende und für alle vorteilhafte Rohstoffgewinnung – eine win-win-Situation, die sich bei gutem Willen aller auch im Konsens organisieren und an manchen Stellen sicher auch verbessern ließe. Statt dessen werden jene Politiker, die sich (wie etwa Ministerpräsident Ramelow oder MdL Egon Primas) für den Weg des Konsenses und des Gespräches aussprechen (eigentlich eine Selbstverständlichkeit für einen Berufspolitiker), verunglimpft. Erstaunlicherweise machen bei solchem Bashing auch  Politiker-Kollegen  mit und diffamieren die Gesprächsbereiten unter ihnen. Das ist eine Debatte ohne Rücksicht auf Menschen, ihre Arbeitsplätze, ohne Rücksicht auf Verluste in den (leeren) Kassen, auch ohne Rücksicht auf die Natur, die mit gemeinsamen Anstrengungen noch viel mehr gewinnen könnte, wie etwa am Kohnstein. Es ist Zeit, dass die destruktive Debatte ein Ende findet und alle sich an einen Tisch setzen, um  und über Lösungen sprechen. Denn Natur und Gipsabbau, auch Tourismus und Gipsabbau, sind keine Gegensätze.