MUEG RecyclinganlageDie Themen Ressourceneffizienz und Recycling spielen vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe eine immer wichtigere Rolle. Das gilt auch für den Rohstoff Gips. Bereits jetzt ist das Recycling von Gips eine der drei Säulen der Gipsindustrie, wenn auch aktuell noch in sehr geringem Maße (siehe Grafik Balken-Diagramm mit Vergleich zu RC-Gips, REA-Gips und Naturgips). Bisher geschieht das Recycling in der Regel werksintern, indem die in jedem Produktionsprozess anfallenden Fehlmengen an geeigneter Stelle dem Produkt wieder zugeführt werden. Dies ist bei der Gipsplattenproduktion genauso üblich wie in der Gipsmörtelherstellung.

Bereits seit einiger Zeit untersucht man zudem systematisch die Voraussetzungen für das Recycling von gipshaltigen Bauabfällen. Grundsätzlich kann auch dieses Material einem Gips-Recycling zugeführt werden. Diese Mengen stellen mit ca. 0,6 Millionen Tonnen zwar ein Potenzial von rund 6% des Gesamtgipsbedarfes dar, sind allerdings nur ein minimaler Bruchteil der insgesamt in Deutschland pro Jahr anfallenden Abfälle (380 Millionen Tonnen). Den Hauptanteil dieser Gipsabfälle machen wiederum Gipskartonplatten aus, die entweder aus Verschnitt bei Neubauten, der Gipsplattenverarbeitung selbst oder dem Rückbau von Altgebäuden resultieren.

Derzeit gibt es für das Recycling von Gips zwei Anlagen in Deutschland. Eine Anlage steht in Großpösna (Sachsen) und wird von der MUEG (Mitteldeutsche Umwelt- und Entsorgung GmbH), einer Tochterfirma der REMONDIS AG, betrieben. Die andere Anlage betreibt die STRABAG in Deißlingen/Lauffen (Baden-Württemberg). Weitere Gipsabfälle aus Deutschland werden in Anlagen des Betreibers GRI Gypsum Recycling International in den Niederlanden und Dänemark recycelt.

Die Herausforderung beim Recycling von Gips besteht vor allem darin, noch verbundene Störstoffe wie Papier (z.B. Tapeten etc.) sowie weitere Materialreste (z.B. Fliesen, Farben etc.) vom eigentlichen Gipskern zu trennen.

Das in den Recycling-Anlagen angelieferte Abfall-Material wird vorsortiert und dann in einer speziellen Anlage erst einmal grob zerkleinert und von Metallen befreit. Anschließend wird das zerkleinerte Material zur sogenannten Klassieranlage transportiert. Klassieren nennt man das systematische Trennen und Zerkleinern in technischen Großanlagen. Dies sind z.B. spezielle Mühlen, die weitestgehend die gipsfremden Bestandteile, wie Papier, ungemahlen den Mahlraum passieren lassen und selektiv den Gipskern zerkleinern und somit das Materialgemisch für den anschließenden Klassiervorgang vorbereiten. Als klassische Klassiervorgänge kennt man in der Technik die Siebung und Windsichtung, welche auch hier zum Einsatz kommen. Es ist das Ziel der Anlagenbetreiber, aus den Gipsrecyclinganlagen eine Qualität herzustellen, die mit den aktuell eingesetzten Gipsrohstoffen, wie Natur und REA-Gips, konkurrieren kann. Damit wäre der vom Gesetzgeber angestrebte Kreislauf wieder geschlossen und der Auftrag zum ressourcenschonenden Arbeiten erfüllt.

Das durch diesen Prozess entstehende feine, weiße Gipspulver kann bei Erreichen der Anforderungen als Rohstoffergänzung für die gleichen Anwendungen genutzt werden wie REA-Gips, so z.B. für neue Gipskartonplatten, als Abbinderegler zur Zementherstellung, als Düngemittel auf Sulfatbasis sowie zur Bodenverbesserung in der Land- und Forstwirtschaft.

Die Rücknahme des recycelten Gipses erfolgt durch die Gipswerke. Ein Konzept des Bundesverbands der Gipsindustrie sieht aktuell 13 Gipswerke als Abnahmestellen verteilt über ganz Deutschland sowie 3 weitere in den Niederlanden vor. Bei der CASEA GmbH laufen zur Zeit mehrere Versuche im technischen Maßstab, den anfallenden Recyclinggips aus Großpösna in ihren Werken als Ergänzung zu REA-Gips und Naturgips in ausgewählten Bereichen zu verwenden. Bereits heute lässt sich feststellen, dass auch größere Anteile des angelieferten Recyclingmaterials zu keiner Einschränkung in den Endproduktqualitäten führen.

Die anfängliche Euphorie der Recyclingwerke ist mittlerweile allerdings in Ernüchterung umgeschlagen. Grund dafür ist die zu geringe Akzeptanz dieses neuen Entsorgungsweges bei den Abfallerzeugern. Diesen verbleiben immer noch bei den bisher beschrittenen Wegen der Entsorgung und nehmen die neue Alternative nicht wie erhofft an. So kämpfen die Recycling-Werke gegenwärtig mit großen Auslastungsproblemen, weil immer noch viele Gipsabfälle im Ausland weitgehend unaufbereitet deponiert oder bergbaulich verwertet werden. Dass diese Verwertungswege deutlich umweltbelastender sind als der für Deutschland entwickelte Weg der hochwertigen Aufbereitung zu einem Qualitätsrohstoff in einer Gipsrecyclinganlage versteht sich von selbst.

Die Möglichkeiten zum Recycling von Gips sind also vorhanden. Um jedoch eine echte Alternative zum Naturgips bei den entsprechenden Verwendungen (z.B. Gipskartonplatten) zu sein, müssen vor allem die bestehenden Recycling-Kapazitäten genutzt werden. Die Gipsunternehmen haben hierfür die Voraussetzungen geschaffen, jetzt müssen die Bauherren und Entsorgungsunternehmen diese auch nutzen. Erst dann kommt es automatisch zu einer Schonung der natürlichen Gipsvorkommen.