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15.07.2019

Kritik am Gips – und was dazu zu sagen ist

Andreas Hübner und Carsten Ketteler ….

Vor 150 Jahren wurde das Gipswerk in Ellrich errichtet – das haben wir kürzlich mit Mitarbeitern und Kunden feiern können. Wie immer aber, wenn hier über Gips debattiert wird, treten auch Gegner des Abbaus auf den Plan. Das ist nicht nur deren gutes Recht, vielmehr haben sie auch Argumente, mit denen sich eine Auseinandersetzung lohnt. Die Gipsindustrie sucht dieses Gespräch, wo immer sie kann, und oft kommt es auf beiden Seiten zum Abbau von Vorurteilen.

Die Parolen, die die Demonstrationen einer kleinen, vom BUND Nordhausen angeführten Gruppe neulich nannten, sind einer solchen Betrachtung wert. So sagte Rolf Richter vom BUND: „Der Boden gehört uns allen“. Das stimmt in einem umfassenden Sinne. Er gehört nämlich nicht alleine denen, die hier wohnen, sondern er ist – sofern nicht im Privatbesitz – Gemeingut der Nation. Denn Deutschland ist von den Rohstoffen abhängig, die es auf eigenem Territorium fördern kann. Gips gehört dazu. Ohne Gips kein moderner, wohnökologisch gesunder und energieeffizienter Aus- und Leichtbau. Weil Gips ein so wichtiger Rohstoff ist, kommt er auch in jedem Haushalt vor – auch (beispielsweise) im Neubaugebiet am Winkelberg. Auch jeder der Demonstranten hat gewiss Gipsprodukte zuhause. Und würden nicht anderswo in Deutschland Lehm für Ziegel, Sand für Mörtel und Beton oder Kies für den Straßenbau abgebaut – in Deutschland stünde kein Haus, es gäbe keine Straßen. Es braucht also Rohstoffe.

Es gibt nur zwei Regionen, in denen Gips in Deutschland in großen Mengen vorhanden ist: Das ist der Sangerhäuser Gipsgürtel, also unsere Region. Sie sind zu 98 Prozent vom Abbau unberührt.  Das zweite große Abbaugebiet liegt im bayerischen Unterfranken. Diese beiden Gebiete decken im Wesentlichen den deutschen Bedarf an Naturgips von gegenwärtig etwa vier Millionen Tonnen. Der Gipsbedarf insgesamt freilich ist deutlich höher: Er liegt momentan bei jährlich etwa zehn Millionen Tonnen jährlich, wovon mehr als die Hälfte aus dem so genannten REA-Gips gedeckt wird, der bei der Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken anfällt. Die aber sollen im Rahmen der Energiewende und der Reduktion von CO2 in den nächsten Jahren geschlossen werden. Dann wird der REA-Gips in Deutschland wegfallen, der Bedarf an Naturgipsabbau – so hat das die Bundesregierung auch festgestellt – wird steigen. Wir spüren diese Herausforderung für die Industrie schon heute: Wenn durch Sonne und Windkraft viel Energie erzeugt wird, fahren die Kohlekraftwerke ihre Produktion zurück und der Rohstoff REA-Gips wird deutlich knapper. Der „deutlich höhere REA-Gips-Einsatz“, den die Demonstranten letzthin gefordert haben, ist also ein leider unerfüllbarer Traum.

Wenn REA-Gips aber ausfällt – kann man mehr Gips aus Bauabfällen recyceln? Die Gipsindustrie unternimmt hier alle Anstrengungen. Unsere mit hohen Investitionen errichteten Aufbereitungsanlagen sind aber aus mehreren Gründen nicht ausgelastet. Der erste ist, dass es in Deutschland möglich ist, Bauschutt preisgünstig im Ausland abzuklappen. Hier ist die Politik gefordert, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, damit das verhindert wird. Der zweite Grund: Das recycelte Produkt muss so rein sein wie ein Naturprodukt, das schreiben die Gesetze vor. Da Gips aber im Baugeschehen vielfältig mit anderen Substanzen vermischt wird – Farben, Tapeten, Zusatzstoffe – erweist sich das oft als schwierig. Selbst im besten Falle (und wir bemühen uns darum sehr) würden das Recycling nur einen Bruchteil der Menge abdecken können, die an REA-Gips wegfällt. Allein die in Thüringen verfügbare Menge an gipshaltigem Abfall ist verschwindend gering. Alle Fachleute, auch in den Ministerien, wissen das. Gemeinsam versuchen wir, die Menge zu erhöhen. So beteiligen wir als CASEA uns intensiv am WIR-Projekt der Hochschule Nordhausen, um vielleicht dort zu neuen Erkenntnissen zu kommen – zusätzlich zu den eigenen umfangreichen Forschungen der großen deutschen und europäischen Gipsunternehmen.

Dann ist da das Thema Renaturierung. BUND-Kreissprecherin Heidi Schell wird mit dem Satz zitiert: „Wir haben immer mehr Land verloren, das ist keine Erfolgsgeschichte für uns“. Diese Annahme trifft nicht zu. Die Gipsindustrie hat die Natur nicht weggenommen, das Land ist nicht verloren – aber sie hat die Natur umgestaltet. Ein Steinbruch, der vor 50 Jahren ausgeschöpft war, präsentiert sich nach heutigen Methoden als vorbildlich entwickeltes  Biotop, das ökologisch meist wertvoller ist als in seinem Ausgangszustand. Seltene Tier- und Pflanzenarte siedeln sich hier an. Die entsprechenden Pläne zur Kompensation und Renaturierung sind bereits vor der Zulassung eines Steinbruchbetriebs in ausführlichen Auflagen und vielen freiwilligen Maßnahmen innerhalb der Genehmigung verpflichtend geregelt.

Wir selbst arbeiten ja hier nicht nur, wir lieben unsere Region und leben hier mit unseren Familien. Deshalb sind wir an einer Rückführung der abgebauten Flächen an die Natur höchst interessiert, viel mehr, als das die damalige DDR war, die den Kohnstein hässlich hinterlassen hat. Und diese heutige Rückgabe ausgeschöpfter Steinbrüche an die Natur unterscheidet uns übrigens auch von jeder anderen Art der Landnutzung: Baugebiete etwa, Straßenbau und Gewerbegebiete (deren Notwendigkeit wir hier nicht bezweifeln wollen) stellen meist einen unwiederbringlichen Bodenverlust dar. Nicht zu vergessen ist, das heute vor einem Abbau sogenannte Kompensationsflächen geschaffen werden müssen. Es werden also vor dem Abbau bereits Flächen aufgewertet, somit entsteht neuer Lebensraum.

Gisela Hartmann von den GRÜNEN hat gesagt: „Wir haben als Politiker nicht das Recht, über die Rechte der kommenden Generation zu bestimmen“. Ist das so? Wäre das nicht inakzeptabler Stillstand? Haben Politiker nicht geradezu die Pflicht, die Rechte kommender Generationen zu sichern? Dazu zählen die Renaturierung und die Rohstoffvorsorge ebenso wie das Recht auf Arbeitsplätze. In unserer Region sichert die Gipsindustrie mehr als 1000 Arbeitsplätze, die Unternehmen und ihre Mitarbeiter zahlen Steuern und sichern so soziale und kulturelle Leistungen der öffentlichen Hand. Das ist nicht zu unterschätzen. Wer also behauptet, er demonstriere zwar gegen den Gipsabbau, aber nicht gegen die Arbeitnehmer, befindet sich argumentativ auf schwankendem Boden. Unsere Mitarbeiter und wir haben auch Familien und auch wir wollen, dass es den nachfolgenden Generationen gut geht. Zwischen den Bedürfnissen von heute und denen von morgen müssen wir jeden Tag eine  vernünftige Balance finden.

Wenn also Naturgips weiter notwendiger Rohstoff bleiben wird (glauben Sie uns: wir forschen an allen möglichen Alternativen), wo liegt dann die Lösung? Wir können uns vorstellen, dass man den Gipsabbau auch gemeinsam gestalten kann: Von der Bestimmung der Abbaugebiete über die sukzessive Renaturierung bis hin zur touristischen Nutzung. Hier liegen einzigartige Möglichkeiten: Nicht nur den Gipskarst zu besichtigen, sondern auch aktive Abbaufelder und die Möglichkeiten, aus den umgenutzten Flächen wieder schönste Natur zu machen. In einem aktiven touristischen Konzept wäre das auch eine Einzigartigkeit dieser Region gegenüber allen anderen: Wälder und Magerrasen gibt es vielerorts, Gipskarst und Gipsabbau und qualifizierte Renaturierung aber nicht. Diese Region kann überdies stolz darauf sein, dass sie einen wichtigen Rohstoff für unser Deutschland bereithält – so, wie sie umgekehrt aus anderen Regionen solche Rohstoffe bezieht. Eine Nation ist ein Geben und Nehmen.

Für alle Anregungen sind wir offen. Wir wünschen uns das Gespräch und hoffen, dass wir in einem Dialogforum aus Feindschaft konstruktive Kritik, aus einem Gegeneinander ein Miteinander machen können mit dem Ziel, unsere Heimat lebens- und liebenswert zu erhalten.

Andreas Hübner und Carsten Ketteler sind Geschäftsführer der CASEA in Ellrich.

8.01.2018

Kompromisssuche wird fortgesetzt

In der gerichtlichen Auseinandersetzung von CASEA gegen den gegenwärtig gültigen Regionalplan hat das Thüringer Oberverwaltungsgericht mit seinem kurz vor Weihnachten 2017 verkündeten Urteil die Vorranggebiete Freiraumsicherung FS-56 und FS-70 des Regionalplans Nordthüringen für unwirksam erklärt.

Damit entfallen die Zielwirkungen der betreffenden Vorranggebiete, wonach eine Rohstoffgewinnung in den betreffenden Gebieten bisher ausgeschlossen war. Betroffen sind insoweit die Bergwerkseigentumsflächen

  • Rüdigsdorf/Winkelberg,
  • Rüdigsdorf Kalkberg,
  • Rüdigsdorf/Kahleberg sowie
  • Woffleben/Hörninger Klippen.

Im Ergebnis steht der aktuelle Regionalplan damit einer Rohstoffgewinnung in den genannten Bergwerkseigentumsfeldern nicht mehr als zwingender Ausschlussgrund entgegen.

CASEA ist trotz dieses für das Unternehmen günstigen Prozessausgangs unverändert bereit, an der Suche nach Alternativen zum Abbau am CASEA-Bergwerkseigentum Rüdigsdorf/Winkelberg aktiv mitzuwirken. Ziel muss es sein, das CASEA-Werk in Ellrich mit seinen Arbeitsplätzen zu sichern und den notwendigen Naturgips-Bedarf in quantitativ und qualitativ ausreichender Weise aus anderen Lagerstätten decken zu können. Dazu finden laufend Gespräche und auch entsprechende Untersuchungen statt, auf deren positives Ergebnis auch CASEA hofft. Bis dahin wird das Verfahren zur Rohstoffgewinnung am Winkelberg weiter betrieben werden müssen.

28.02.2017

Kohnstein: Renaturierung wird geprüft

Arbeitsgruppe tritt erstmals zusammen – „Wichtiger Schritt für die Region“

Die Machbarkeitsstudie zur Renaturierung des Kohnsteins macht Fortschritte. Am kommenden Donnerstag (2. März 2017) wird sich erstmals ein Arbeitskreis treffen, der für diese Studie konzeptionelle Anregungen geben soll und sie auch fachlich begleiten wird. An die erste Besprechung wird sich eine Begehung des Kohnstein-Geländes anschließen. Die Koordination des Vorhabens, das auf eine Initiative der örtlichen Gipsunternehmen zurückgeht, hat die Hochschule Nordhausen unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Wagner sowie Herrn Dipl.-Geol. Norbert Stuth übernommen.

Auf der Teilnehmerliste stehen – neben den Vertretern der gipsverarbeitenden Unternehmen – alle wesentlichen Institutionen, die ein Interesse am weiteren Schicksal des Kohnsteins haben. Dazu zählen Stadtverwaltung und Landratsamt Nordhausen, die Naturparkverwaltung Kyffhäuser/Harz, die Regionale Planungsstelle Nordthüringen, die Gemeinde Harztor, der Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser, das Thüringer Landesbergamt, die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, die Forstverwaltung Thüringen, der Tourismusverband Südharz/Kyffhäuser sowie der Thüringer Bauernverband. Auch der BUND sowie der Nabu Thüringen sind eingeladen. (mehr …)

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