Wenn Arbeitnehmer Angst um ihre Arbeitsplätze haben, wenden Sie sich an die Politik. Das war schon immer so in der deutschen Industriegeschichte, und es handelt sich um ein völlig legitimes Mittel. Nicht immer kann die Politik helfen, weil die zugrundeliegenden Veränderungen nicht in ihrer Macht stehen. Im Falle des Gipsabbaus in Thüringen ist das anders: hier bestimmt alleine die Politik, was geht und was nicht.

So auch im Falle der CASEA in Ellrich, deren Betriebsrat sich jetzt an die Öffentlichkeit gewendet hat (siehe Artikel dazu). Die gegenwärtig im Abbau befindlichen Lagerstätten, die dem Werk in Ellrich die Existenz sichern, werden in wenigen Jahren erschöpft sein. Deshalb steht an, den Abbau am Winkelberg wieder aufzunehmen auf einem Gebiet, das – in einem „Gipskompromiss“ mit dem Land Thüringen im Jahre 1997 – dafür festgelegt wurde. Es handelt sich um 18 Hektar aus einem gesamten CASEA-Bergwerkseigentum von 42 Hektar, die restlichen 24 Hektar wurden vereinbarungsgemäß unter Naturschutz gestellt.

Dass der Kompromiss verlässlich sein muss, ist nur ein Argument dafür, dass seitens der Politik dieser Abbau nun auch möglich gemacht werden sollte. Wesentlicher ist, dass ein Gipsabbaufeld stets zwar umgestaltet, aber ohne irgendeinen Schaden an die Natur zurückgegeben wird und daraus stets Biotope mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten entstehen. Auch Menschen nehmen – wenn der Abbau gut und nach allen Regeln der Emissions- und Immissionsvermeidungs-Kunst geplant wird – keinerlei Schaden.

Gips zählt zu den notwendigen Rohstoffen eines Landes. Auch das muss man mit bedenken. Thüringen hat davon qualitativ reichlich, und die wenigen Abbaufelder sind ein winziger Bruchteil der großartigen Natur Thüringens – und renaturiert sind sie am Ende eher ein Nutzen für die Natur als ein Schaden. Das alles sollten Politiker bedenken und nicht immer sofort denen folgen, die den lautesten Lärm veranstalten. Auch hinter solchem Protest stecken oft versteckte Interessen.