Kritik am Gips – und was dazu zu sagen ist

Andreas Hübner und Carsten Ketteler ….

Vor 150 Jahren wurde das Gipswerk in Ellrich errichtet – das haben wir kürzlich mit Mitarbeitern und Kunden feiern können. Wie immer aber, wenn hier über Gips debattiert wird, treten auch Gegner des Abbaus auf den Plan. Das ist nicht nur deren gutes Recht, vielmehr haben sie auch Argumente, mit denen sich eine Auseinandersetzung lohnt. Die Gipsindustrie sucht dieses Gespräch, wo immer sie kann, und oft kommt es auf beiden Seiten zum Abbau von Vorurteilen.

Die Parolen, die die Demonstrationen einer kleinen, vom BUND Nordhausen angeführten Gruppe neulich nannten, sind einer solchen Betrachtung wert. So sagte Rolf Richter vom BUND: „Der Boden gehört uns allen“. Das stimmt in einem umfassenden Sinne. Er gehört nämlich nicht alleine denen, die hier wohnen, sondern er ist – sofern nicht im Privatbesitz – Gemeingut der Nation. Denn Deutschland ist von den Rohstoffen abhängig, die es auf eigenem Territorium fördern kann. Gips gehört dazu. Ohne Gips kein moderner, wohnökologisch gesunder und energieeffizienter Aus- und Leichtbau. Weil Gips ein so wichtiger Rohstoff ist, kommt er auch in jedem Haushalt vor – auch (beispielsweise) im Neubaugebiet am Winkelberg. Auch jeder der Demonstranten hat gewiss Gipsprodukte zuhause. Und würden nicht anderswo in Deutschland Lehm für Ziegel, Sand für Mörtel und Beton oder Kies für den Straßenbau abgebaut – in Deutschland stünde kein Haus, es gäbe keine Straßen. Es braucht also Rohstoffe.

Es gibt nur zwei Regionen, in denen Gips in Deutschland in großen Mengen vorhanden ist: Das ist der Sangerhäuser Gipsgürtel, also unsere Region. Sie sind zu 98 Prozent vom Abbau unberührt.  Das zweite große Abbaugebiet liegt im bayerischen Unterfranken. Diese beiden Gebiete decken im Wesentlichen den deutschen Bedarf an Naturgips von gegenwärtig etwa vier Millionen Tonnen. Der Gipsbedarf insgesamt freilich ist deutlich höher: Er liegt momentan bei jährlich etwa zehn Millionen Tonnen jährlich, wovon mehr als die Hälfte aus dem so genannten REA-Gips gedeckt wird, der bei der Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken anfällt. Die aber sollen im Rahmen der Energiewende und der Reduktion von CO2 in den nächsten Jahren geschlossen werden. Dann wird der REA-Gips in Deutschland wegfallen, der Bedarf an Naturgipsabbau – so hat das die Bundesregierung auch festgestellt – wird steigen. Wir spüren diese Herausforderung für die Industrie schon heute: Wenn durch Sonne und Windkraft viel Energie erzeugt wird, fahren die Kohlekraftwerke ihre Produktion zurück und der Rohstoff REA-Gips wird deutlich knapper. Der „deutlich höhere REA-Gips-Einsatz“, den die Demonstranten letzthin gefordert haben, ist also ein leider unerfüllbarer Traum.

Wenn REA-Gips aber ausfällt – kann man mehr Gips aus Bauabfällen recyceln? Die Gipsindustrie unternimmt hier alle Anstrengungen. Unsere mit hohen Investitionen errichteten Aufbereitungsanlagen sind aber aus mehreren Gründen nicht ausgelastet. Der erste ist, dass es in Deutschland möglich ist, Bauschutt preisgünstig im Ausland abzuklappen. Hier ist die Politik gefordert, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, damit das verhindert wird. Der zweite Grund: Das recycelte Produkt muss so rein sein wie ein Naturprodukt, das schreiben die Gesetze vor. Da Gips aber im Baugeschehen vielfältig mit anderen Substanzen vermischt wird – Farben, Tapeten, Zusatzstoffe – erweist sich das oft als schwierig. Selbst im besten Falle (und wir bemühen uns darum sehr) würden das Recycling nur einen Bruchteil der Menge abdecken können, die an REA-Gips wegfällt. Allein die in Thüringen verfügbare Menge an gipshaltigem Abfall ist verschwindend gering. Alle Fachleute, auch in den Ministerien, wissen das. Gemeinsam versuchen wir, die Menge zu erhöhen. So beteiligen wir als CASEA uns intensiv am WIR-Projekt der Hochschule Nordhausen, um vielleicht dort zu neuen Erkenntnissen zu kommen – zusätzlich zu den eigenen umfangreichen Forschungen der großen deutschen und europäischen Gipsunternehmen.

Dann ist da das Thema Renaturierung. BUND-Kreissprecherin Heidi Schell wird mit dem Satz zitiert: „Wir haben immer mehr Land verloren, das ist keine Erfolgsgeschichte für uns“. Diese Annahme trifft nicht zu. Die Gipsindustrie hat die Natur nicht weggenommen, das Land ist nicht verloren – aber sie hat die Natur umgestaltet. Ein Steinbruch, der vor 50 Jahren ausgeschöpft war, präsentiert sich nach heutigen Methoden als vorbildlich entwickeltes  Biotop, das ökologisch meist wertvoller ist als in seinem Ausgangszustand. Seltene Tier- und Pflanzenarte siedeln sich hier an. Die entsprechenden Pläne zur Kompensation und Renaturierung sind bereits vor der Zulassung eines Steinbruchbetriebs in ausführlichen Auflagen und vielen freiwilligen Maßnahmen innerhalb der Genehmigung verpflichtend geregelt.

Wir selbst arbeiten ja hier nicht nur, wir lieben unsere Region und leben hier mit unseren Familien. Deshalb sind wir an einer Rückführung der abgebauten Flächen an die Natur höchst interessiert, viel mehr, als das die damalige DDR war, die den Kohnstein hässlich hinterlassen hat. Und diese heutige Rückgabe ausgeschöpfter Steinbrüche an die Natur unterscheidet uns übrigens auch von jeder anderen Art der Landnutzung: Baugebiete etwa, Straßenbau und Gewerbegebiete (deren Notwendigkeit wir hier nicht bezweifeln wollen) stellen meist einen unwiederbringlichen Bodenverlust dar. Nicht zu vergessen ist, das heute vor einem Abbau sogenannte Kompensationsflächen geschaffen werden müssen. Es werden also vor dem Abbau bereits Flächen aufgewertet, somit entsteht neuer Lebensraum.

Gisela Hartmann von den GRÜNEN hat gesagt: „Wir haben als Politiker nicht das Recht, über die Rechte der kommenden Generation zu bestimmen“. Ist das so? Wäre das nicht inakzeptabler Stillstand? Haben Politiker nicht geradezu die Pflicht, die Rechte kommender Generationen zu sichern? Dazu zählen die Renaturierung und die Rohstoffvorsorge ebenso wie das Recht auf Arbeitsplätze. In unserer Region sichert die Gipsindustrie mehr als 1000 Arbeitsplätze, die Unternehmen und ihre Mitarbeiter zahlen Steuern und sichern so soziale und kulturelle Leistungen der öffentlichen Hand. Das ist nicht zu unterschätzen. Wer also behauptet, er demonstriere zwar gegen den Gipsabbau, aber nicht gegen die Arbeitnehmer, befindet sich argumentativ auf schwankendem Boden. Unsere Mitarbeiter und wir haben auch Familien und auch wir wollen, dass es den nachfolgenden Generationen gut geht. Zwischen den Bedürfnissen von heute und denen von morgen müssen wir jeden Tag eine  vernünftige Balance finden.

Wenn also Naturgips weiter notwendiger Rohstoff bleiben wird (glauben Sie uns: wir forschen an allen möglichen Alternativen), wo liegt dann die Lösung? Wir können uns vorstellen, dass man den Gipsabbau auch gemeinsam gestalten kann: Von der Bestimmung der Abbaugebiete über die sukzessive Renaturierung bis hin zur touristischen Nutzung. Hier liegen einzigartige Möglichkeiten: Nicht nur den Gipskarst zu besichtigen, sondern auch aktive Abbaufelder und die Möglichkeiten, aus den umgenutzten Flächen wieder schönste Natur zu machen. In einem aktiven touristischen Konzept wäre das auch eine Einzigartigkeit dieser Region gegenüber allen anderen: Wälder und Magerrasen gibt es vielerorts, Gipskarst und Gipsabbau und qualifizierte Renaturierung aber nicht. Diese Region kann überdies stolz darauf sein, dass sie einen wichtigen Rohstoff für unser Deutschland bereithält – so, wie sie umgekehrt aus anderen Regionen solche Rohstoffe bezieht. Eine Nation ist ein Geben und Nehmen.

Für alle Anregungen sind wir offen. Wir wünschen uns das Gespräch und hoffen, dass wir in einem Dialogforum aus Feindschaft konstruktive Kritik, aus einem Gegeneinander ein Miteinander machen können mit dem Ziel, unsere Heimat lebens- und liebenswert zu erhalten.

Andreas Hübner und Carsten Ketteler sind Geschäftsführer der CASEA in Ellrich.

Kritik am Gips – und was dazu zu sagen ist2021-10-17T16:20:29+02:00

Kompromisssuche wird fortgesetzt

In der gerichtlichen Auseinandersetzung von CASEA gegen den gegenwärtig gültigen Regionalplan hat das Thüringer Oberverwaltungsgericht mit seinem kurz vor Weihnachten 2017 verkündeten Urteil die Vorranggebiete Freiraumsicherung FS-56 und FS-70 des Regionalplans Nordthüringen für unwirksam erklärt.

Damit entfallen die Zielwirkungen der betreffenden Vorranggebiete, wonach eine Rohstoffgewinnung in den betreffenden Gebieten bisher ausgeschlossen war. Betroffen sind insoweit die Bergwerkseigentumsflächen

  • Rüdigsdorf/Winkelberg,
  • Rüdigsdorf Kalkberg,
  • Rüdigsdorf/Kahleberg sowie
  • Woffleben/Hörninger Klippen.

Im Ergebnis steht der aktuelle Regionalplan damit einer Rohstoffgewinnung in den genannten Bergwerkseigentumsfeldern nicht mehr als zwingender Ausschlussgrund entgegen.

CASEA ist trotz dieses für das Unternehmen günstigen Prozessausgangs unverändert bereit, an der Suche nach Alternativen zum Abbau am CASEA-Bergwerkseigentum Rüdigsdorf/Winkelberg aktiv mitzuwirken. Ziel muss es sein, das CASEA-Werk in Ellrich mit seinen Arbeitsplätzen zu sichern und den notwendigen Naturgips-Bedarf in quantitativ und qualitativ ausreichender Weise aus anderen Lagerstätten decken zu können. Dazu finden laufend Gespräche und auch entsprechende Untersuchungen statt, auf deren positives Ergebnis auch CASEA hofft. Bis dahin wird das Verfahren zur Rohstoffgewinnung am Winkelberg weiter betrieben werden müssen.

Kompromisssuche wird fortgesetzt2018-01-09T10:05:25+02:00

Kohnstein: Renaturierung wird geprüft

Arbeitsgruppe tritt erstmals zusammen – „Wichtiger Schritt für die Region“

Die Machbarkeitsstudie zur Renaturierung des Kohnsteins macht Fortschritte. Am kommenden Donnerstag (2. März 2017) wird sich erstmals ein Arbeitskreis treffen, der für diese Studie konzeptionelle Anregungen geben soll und sie auch fachlich begleiten wird. An die erste Besprechung wird sich eine Begehung des Kohnstein-Geländes anschließen. Die Koordination des Vorhabens, das auf eine Initiative der örtlichen Gipsunternehmen zurückgeht, hat die Hochschule Nordhausen unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Wagner sowie Herrn Dipl.-Geol. Norbert Stuth übernommen.

Auf der Teilnehmerliste stehen – neben den Vertretern der gipsverarbeitenden Unternehmen – alle wesentlichen Institutionen, die ein Interesse am weiteren Schicksal des Kohnsteins haben. Dazu zählen Stadtverwaltung und Landratsamt Nordhausen, die Naturparkverwaltung Kyffhäuser/Harz, die Regionale Planungsstelle Nordthüringen, die Gemeinde Harztor, der Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser, das Thüringer Landesbergamt, die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, die Forstverwaltung Thüringen, der Tourismusverband Südharz/Kyffhäuser sowie der Thüringer Bauernverband. Auch der BUND sowie der Nabu Thüringen sind eingeladen. (mehr …)

Kohnstein: Renaturierung wird geprüft2017-02-28T15:33:51+02:00

Gipsabbau am Winkelberg – Zwischeninformation über die Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung

Mit einer Bekanntmachung und entsprechenden Veröffentlichung im Internet informiert das Ellricher
Spezialgipsunternehmen CASEA GmbH über die vorläufigen Zwischenergebnisse der Frühen
Öffentlichkeitsbeteiligung zur beabsichtigten Wiederaufnahme des Gipsabbaus im
Bergwerkseigentum „Rüdigsdorf/Winkelberg“. Diese Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung hatte im
Oktober und November 2015 stattgefunden. Alle eingegangenen mündlichen und schriftlichen
Stellungnahme sowie eine vorläufige Beantwortung und Erläuterung sowie Hinweise der CASEA
GmbH sind dazu in tabellarischer Form zusammengefasst. Die betreffenden Zwischenergebnisse
können in der Zeit vom 25. Januar bis zum 25. April 2017 auf der Webseite www.casea-gips.de sowie
unter www.naturgips-im-harz.de eingesehen werden. (mehr …)

Gipsabbau am Winkelberg – Zwischeninformation über die Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung2021-10-17T16:20:29+02:00

Recycling-Gips. Keine Lösung

Die Bürgerinitiative gegen den Gipsabbau konzentriert sich in ihrer Argumentation auf die Möglichkeit, aus Bauschutt-Abfällen den dort verbauten Gips herauszulösen und ihn so aufzubereiten, dass er als Rohstoff erneut zur Verfügung steht. Der nebenstehende Artikel von Dr. Hans-Jörg Kersten vom Bundesverband Gips macht deutlich: Technisch ist das prinzipiell möglich. Die Mengen, die dabei in der erforderlichen Qualität (!) gewonnen werden können, sind freilich viel geringer, als das die Überlegungen der Bürgerinitiative erhoffen. Dabei läge ein größerer Erfolg an dieser Stelle durchaus im Interesse der Gipsindustrie. Sie unternimmt deshalb vieles, um den Recycling-Anteil zu erhöhen. Man stößt dabei aber auf vielfältige Hindernisse, die mit der Organisation der deutschen Recyclingwirtschaft insgesamt und auch mit rechtlichen Hindernissen zu tun haben. Auch kommen technische Begrenzungen hinzu, die es schwierig machen, die Reinheit an Gips aus dem Bauschutt zu extrahieren, die für die bisherigen Naturgips-Anwendungen nötig ist.

Recycling-Gips. Keine Lösung2016-02-25T13:09:09+02:00

Gipsgegner: Polemik statt Argumente

Die Gipsindustrie in der Region Nordhausen hat sich daran gewöhnt, dass die öffentliche Debatte gegen sie meist polemisch und unter Vermeidung von Sachargumenten geführt wird. Jüngstes Beispiel ist die Reaktion auf die Ankündigung der CASEA GmbH in Ellrich, im Bergwerkseigentum „Rüdigsdorf/Winkelberg“ den Gipsabbau wieder aufzunehmen. Das notwendige bergrechtliche Verfahren dafür wurde in Gang gesetzt, weil sonst die Existenz des Spezialgipswerkes gefährdet ist.

Ein solches Verfahren dauert viele Monate, oft Jahre, und es beginnt im Bergrecht mit einem sogenannten „Scoping-Termin“, zu dem beim Landesbergamt das Vorhaben mit den zu beteiligenden Stellen und Organisationen erörtert wird. Anschließend legt das Bergamt fest, welche Untersuchungen zu führen sind, bevor der eigentliche Antrag vom Unternehmen eingereicht werden kann.

Rechtlich vorgeschrieben ist, dass nach diesem „Scoping-Termin“ auch die Öffentlichkeit frühzeitig zu unterrichten ist. Das kann auf verschiedene Weise geschehen, jedenfalls aber muss es frühzeitig sein. CASEA macht das am 27. November 2015, was angesichts der gesamten Verfahrensdauer tatsächlich sehr frühzeitig ist. Um es anders zu sagen: Frühzeitiger geht es nicht, was eine solche öffentliche Veranstaltung betrifft (die übrigens nur deshalb in Harztor stattfindet, weil es in Petersdorf geeignete Räume nicht gibt). Und informieren konnten sich Interessierte schon seit Frühjahr 2015 – seit die Seite www.naturgips-im-harz.de existiert.

Wenn also etwa ein Christian Marx gegen diesen Fachbegriff der „frühen Öffentlichkeitsbeteiligung“ polemisiert, zeigt das nur, dass er das einschlägige Recht nicht kennt oder absichtsvoll missversteht und an sich nicht willig ist, sich auf faire Information einzulassen.

Ein anderes Beispiel: Die Öffentlichkeit wird von Gips-Gegnern auf facebook-Seiten dadurch erschreckt, dass man suggeriert, jedes neue Abbaufeld werde so aussehen wie der Kohnstein. Das ist natürlich blühender Unsinn. Keines der Unternehmen – CASEA, Knauf oder Formula – hat den Zustand am Kohnstein zu verantworten. Alle sind in ihren Abbaufeldern um sachgerechte und erfolgreiche Renaturierung bemüht, was an vielen Orten besichtigt werden kann. Schon das bestehende Naturschutzrecht, das zu Zeiten der DDR eben nicht vorhanden war, würde eine solche Renaturierung vorschreiben.

Dieses Bild des zu DDR-Zeiten rücksichtlos abgebauten Kohnsteins haben die Nordhäuser aber vor Augen, wenn sie jetzt durch Demoskopen gefragt wurden, ob sie gegen neue Abbaufelder sind. Kein Wunder, dass sich drei Viertel gegen neue Abbaufelder aussprachen. Gipsabbau geht heute anders, aus Gipssteinbrüchen werden durch intensive Renaturierung Biotope. Die Abbaufelder gehen komplett an die Natur zurück. Konstruktiv wäre, die Gipsgegner würden sich, gemeinsam mit den Gipsunternehmen, einmal Gedanken darüber machen, wie man den Kohnstein renaturieren könnte. CASEA, Knauf und auch Formula haben das Kohnstein-Desaster zwar nicht verschuldet, sind aber zu solchen Gesprächen bereit.

Die Umfrage zeigt aber noch etwas Interessantes: Als drängendstes Problem empfinden die Nordhäuser die finanzielle Lage ihrer Kommunen. Wenn das so ist, sollte man nicht mit der vorhandenen Polemik gegen die Gipsindustrie vorgehen, die zum wirtschaftlichen Wohlergehen im Südharz erheblich beiträgt.

Gipsgegner: Polemik statt Argumente2015-10-30T12:52:45+02:00

Dialog auf Augenhöhe

Die Zukunft des Spezialgipswerkes in Ellrich und seiner Arbeitsplätze hängt von der Erschließung neuer Gipsvorkommen ab. Deshalb hat das Unternehmen CASEA die Absicht, den Gipsabbau am Winkelberg wieder aufzunehmen, da sich Alternativen dazu nicht anbieten bzw. erschwert wurden.

Solche Vorhaben müssen transparent gehandhabt werden, damit die Bürger sachlich genau informiert sind und sich keine unbegründeten Ängste bilden. Zunächst wird – da es sich um ein bergrechtliches Verfahren handelt – das Projekt dem Landesbergamt und anderen Beteiligten in seiner Konzeption ausführlich vorgestellt. Das geschieht im so genannten „Scoping-Termin“, der am 12. November stattfinden wird. Dann gilt es, die Öffentlichkeit frühzeitig zu informieren – das wird am Freitag, den 27. November sein, und zwar um 16 Uhr im Gasthof „Zum Sachswerfener Handwagen“ in Harztor.

CASEA legt auf diese Transparenz als Unternehmen großen Wert. Andererseits ist ein Unternehmen zu solcher Transparenz auch verpflichtet. Die „frühe Öffentlichkeitsbeteiligung“ beispielsweise ist seit 2013 im Verwaltungsverfahrensgesetz verankert. Der betroffenen Öffentlichkeit soll Gelegenheit zur Äußerung und zur Erörterung gegeben werden. Das Ergebnis der durchgeführten frühen Öffentlichkeitsbeteiligung soll der betroffenen Öffentlichkeit und der Behörde mitgeteilt werden.

Zur frühen Öffentlichkeitsbeteiligung werden rechtzeitig vor dem Termin Informationen zur Verfügung gestellt, die die Ziele des Vorhabens, die erforderlichen Mittel und die voraussichtlichen Auswirkungen umfassen. Auch wird ein Dialogprozess mit der Öffentlichkeit skizziert werden, denn der Austausch von Informationen und die Beantwortung von Fragen soll kein einmaliger Prozess sein. In einem Kommentar zu diesem Verfahren heißt es, man solle die frühe Öffentlichkeitsbeteiligung „auf eine Art und Weise durchführen, die die Bürgerinnen und Bürger auf Augenhöhe einbezieht und als Partner wertschätzt.“

So will es auch CASEA halten.

Dialog auf Augenhöhe2015-09-24T09:25:54+02:00

Verlässliche Versprechen

Beim Ellricher Gips-Unternehmen CASEA GmbH weiß man, dass man sich mit dem Vorhaben, den Gipsabbau am Winkelberg wieder aufzunehmen, nicht nur Freunde macht. Umso ernster muss man die Absicht von CASEA nehmen, den Abbau möglichst naturschonend und umweltverträglich und ohne bedeutende Belastungen für die Anlieger zu gestalten. Darauf können sich Anwohner und Politiker verlassen.

In den letzten Jahrzehnten ist das Unternehmen, das am Winkelberg das notwendige Bergwerkseigentum besitzt, dem Umweltgedanken schon weit entgegengekommen, als es die vorgesehene Abbaufläche von 42 auf 18 Hektar reduzierte und den Rest in den Naturschutz gab. Das war ein Kompromiss mit dem Land Thüringen, der bis heute gilt.

Andere Flächen stehen nicht (mehr) zur Verfügung. Die Erweiterung Rüsselsee wäre vom Vorkommen an reinem Gips möglich, aber rechtliche, faktische und politische Hindernisse machen ein solches Vorhaben unrealistisch, schon angesichts der Sperrgrundstücke, die dort etwa vom BUND angekauft wurden.

Zu den Gegenargumenten gehört der Vorschlag, den Gipsbedarf doch aus anderen Ländern Europas zu decken. Genau diesen Rohstoff-Kolonialismus will der deutsche Gesetzgeber aber zu Recht verhindern und schreibt deshalb die Rohstoffgewinnung im eigenen Lande vor.  Dass er naturschonend sein muss, versteht sich von selbst.

Ein anderes Argument hat man dem Betriebsrat geschrieben, das frank und frei lautet: Dann muss das Werk in Ellrich eben schließen. Das geht darüber hinweg, dass das Spezialgipswerk in Ellrich von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Region ist.

60 Arbeitnehmer arbeiten direkt bei CASEA in Ellrich, das Werk sichert darüber hinaus mindestens weitere 120 Arbeitsplätze in der Region. Zur dadurch erzeugten jährlichen Lohnsumme von mehr als sechs Millionen Euro kommen zahlreiche direkte und indirekte Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe sowie Steuerzahlungen hinzu. Insgesamt sind im Bereich des thüringischen Südharzes gegenwärtig weit mehr als 1000 Arbeitnehmer vom Gipsabbau abhängig.

Das ist eine eher vorsichtige Schätzung – die wahre wirtschaftliche Bedeutung des Gipsabbaus im thüringischen Südharz wird eine unabhängige Untersuchung ergeben, die gegenwärtig vom renommierten Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin erstellt wird.

Und immer gilt: Gipsgewinnungsgebiete, die ausgeschöpft sind, werden renaturiert und ohne Schäden etwa im Grundwasser oder durch Chemikalien an die Natur zurückgegeben. Das kann nicht jeder Rohstoffabbau von sich sagen.

Verlässliche Versprechen2015-08-17T12:23:55+02:00

Angst um Arbeitsplätze

Wenn Arbeitnehmer Angst um ihre Arbeitsplätze haben, wenden Sie sich an die Politik. Das war schon immer so in der deutschen Industriegeschichte, und es handelt sich um ein völlig legitimes Mittel. Nicht immer kann die Politik helfen, weil die zugrundeliegenden Veränderungen nicht in ihrer Macht stehen. Im Falle des Gipsabbaus in Thüringen ist das anders: hier bestimmt alleine die Politik, was geht und was nicht.

So auch im Falle der CASEA in Ellrich, deren Betriebsrat sich jetzt an die Öffentlichkeit gewendet hat (siehe Artikel dazu). Die gegenwärtig im Abbau befindlichen Lagerstätten, die dem Werk in Ellrich die Existenz sichern, werden in wenigen Jahren erschöpft sein. Deshalb steht an, den Abbau am Winkelberg wieder aufzunehmen auf einem Gebiet, das – in einem „Gipskompromiss“ mit dem Land Thüringen im Jahre 1997 – dafür festgelegt wurde. Es handelt sich um 18 Hektar aus einem gesamten CASEA-Bergwerkseigentum von 42 Hektar, die restlichen 24 Hektar wurden vereinbarungsgemäß unter Naturschutz gestellt.

Dass der Kompromiss verlässlich sein muss, ist nur ein Argument dafür, dass seitens der Politik dieser Abbau nun auch möglich gemacht werden sollte. Wesentlicher ist, dass ein Gipsabbaufeld stets zwar umgestaltet, aber ohne irgendeinen Schaden an die Natur zurückgegeben wird und daraus stets Biotope mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten entstehen. Auch Menschen nehmen – wenn der Abbau gut und nach allen Regeln der Emissions- und Immissionsvermeidungs-Kunst geplant wird – keinerlei Schaden.

Gips zählt zu den notwendigen Rohstoffen eines Landes. Auch das muss man mit bedenken. Thüringen hat davon qualitativ reichlich, und die wenigen Abbaufelder sind ein winziger Bruchteil der großartigen Natur Thüringens – und renaturiert sind sie am Ende eher ein Nutzen für die Natur als ein Schaden. Das alles sollten Politiker bedenken und nicht immer sofort denen folgen, die den lautesten Lärm veranstalten. Auch hinter solchem Protest stecken oft versteckte Interessen.

Angst um Arbeitsplätze2015-06-24T15:39:01+02:00

Gips ist nicht gleich Gips – warum?

Schaut man sich im Südharz die genehmigten Flächen zum Abbau von Naturgips an, so könnte man denken: „Warum will die Gipsindustrie noch weitere Flächen genehmigt bekommen? Die Unternehmen haben doch schon so viele Flächen, auf denen sie Gips abbauen dürfen. Reichen die nicht?“

Die einfache Antwort darauf ist: „Nein.“ Und die Begründung dafür: „Gips ist nicht gleich Gips.“

Denn: Wer sich etwas länger mit dem Thema Naturgips beschäftigt, stößt schon bald auf die Begriffe Dihydrat und Anhydrit. Beides sind natürliche Gipsarten – und doch unterscheiden sie sich fundamental.

Das so genannte Dihydrat (CaSO4 – 2 H2O), der eigentliche Gips, entsteht ähnlich wie Salz durch das Verdunsten von Wasser in einem abgeschnürten Meeresbecken oder Binnensee. Durch die zunehmende Überdeckung durch andere Gesteine wandelte sich dann der Gips (das Dihydrat) durch Entwässerung in das sog. Anhydrit (CaSO4) um.

Dihydrat und Anhydrit haben aufgrund des unterschiedlichen Wassergehalts sehr unterschiedliche Eigenschaften, die sich wiederum stark auf ihre industrielle Verwendbarkeit auswirken.

So ist das „wertvolle“ Dihydrat vielfach verwendbar. Unter anderem wird es in vielen verschiedenen Formen als Baustoff eingesetzt, wie z.B. für hochwertige Gipsplatten und Gipsputze. Da Gips bei relativ geringem Gewicht einen großen Feuerwiderstand bietet, wird Gips u.a. bevorzugt im baulichen Brandschutz verwendet. Den Schutz bewirkt das Kristallwasser des Dihydrats, das im Brandfall verdampft und auf der dem Brand zugewandten Seite einen schützenden Dampfschleier bildet.

Aber auch in der bildenden Kunst wird Gips gern und häufig genutzt, wie z.B. bei der Erstellung von Skulpturen sowie für Formen und Modelle. Solche vielfältigen Formen bzw. Modelle kommen unter anderem zum Brennen von Keramik (Geschirr) sowie beim Metallguss zur Anwendung.

Da Gips den gleichen pH-Wert und die gleiche Wärmeleitfähigkeit wie die menschliche Haut besitzt, bildet Gips zudem das ideale Material für ruhigstellende Verbände, z.B. bei Knochenbrüchen, oder für Dentalgipse bei der Anfertigung von Zahnmodellen. Hierfür sind jedoch besonders hohe Reinheitsgrade des Gipses notwendig, ähnlich wie beim Einsatz von Gips in der Landwirtschaft oder bei Lebensmitteln. So wird Gips u.a. zur Regulierung der Wasserhärte oder zur Vermeidung der Oxalattrübung beim Bierbrauen eingesetzt.

Während also das sogenannte Dihydrat, je nach Reinheitsgrad, sehr vielseitig verwendbar ist, kann Anhydrit nur sehr eingeschränkt verwendet werden, wie z.B. zur Herstellung von Anhydrit-Estrich und als Füllstoff für die Zementherstellung, die Bauchemie oder die Düngemittelindustrie.

Und was bedeutet das alles nun für den Gipsabbau im Südharz? Die Gipslagerstätten im Südharz sind zumeist Anhydrit-Vorkommen – die Dihydrat-Vorkommen sind hingegen sehr begrenzt, zumal mit einem hohen Reinheitsgrad (siehe hierzu Frage C.1. im Abschnitt „Fragen & Antworten“). Damit sind die bisher genehmigten Abbauflächen nur eingeschränkt für die Gipsproduktion der im Südharz tätigen Unternehmen (CASEA, Knauf, Saint-Gobain Formula) nutzbar. Die wenigen hochreinen Dihydrat-Lager befinden sich am Rüsselsee sowie in Woffleben (Abbau durch CASEA) sowie am Alten Stolberg (Abbau durch Knauf). Die Vorkommen am Rüsselsee sind aber in etwa sieben Jahren verbraucht. Deshalb muss sich CASEA im Sinne einer vorausschauenden betriebswirtschaftlichen Planung und in Verantwortung um die Rohstoffversorgung in Deutschland bereits jetzt Gedanken um mögliche weitere Abbauflächen machen, da die Firma vornehmlich Spezialgipse herstellt, die einen Dihydrat-Reinheitsgrad von mehr als 85 Prozent benötigen.

Hinzu kommt: Viele der dargestellten Verwendungsformen von Naturgips, insbesondere in der Lebensmittelindustrie, der Medizin oder der Landwirtschaft können weder durch REA-Gips noch durch Recycling-Gips ersetzt werden.

Gips ist nicht gleich Gips – warum?2015-06-08T08:49:27+02:00
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