15 000 Menschen haben in Berlin am 25. April gegen die Pläne von Bundeswirtschafts- und -energieminister Siegmar Gabriel protestiert, großflächig Braunkohlekraftwerke über erhöhte Abgaben aus dem Verkehr zu ziehen.

Die Pläne Gabriels gefährden nicht nur die Energieversorgung Deutschlands, wie dies die Bundesregierung mit ihrer katastrophalen Energiepolitik seit langem tut. Vielmehr geht mit der Schließung von Kohlekraftwerken der Gipsindustrie auch ein wichtiger Rohstoff verloren, der bisher den bergmännischen Naturgipsabbau entlastet hat: Der REA-Gips, also jener Gips, der durch chemische Umwandlung über Rauchgasentschwefelung gewonnen wird und der heute 55 Prozent des gesamten Gipsaufkommens ausmacht.

Wenn Gabriels Pläne wahr werden, sinkt das REA-Gipsaufkommen dramatisch: Von gegenwärtig etwa 9,5 Mio t benötigten Calcium-Sulfat-Rohstoffen („Gips“) kommen 4,7 Mio t aus dem REA-Gips, also etwa 55 Prozent. Dieser Anteil wird schon bis 2020 auf höchstens 40 Prozent und bis 2050 auf 10 Prozent sinken. Da zur gleichen Zeit der Anteil aus schon einmal verwendeten Gips-Baustoffen, also recyceltem Gips, selbst bei größter Anstrengung nicht über die Grenze von 1 Mio t angehoben werden kann, erhöht sich der Druck auf die natürlichen Gipslagerstätten. Gabriels Vorhaben sind also ein Anschlag auf den nachhaltigen Umgang mit der Natur, um den sich die Gipsindustrie bemüht.

Das ist weder von der Gipsindustrie so gewollt noch von jenen, die am liebsten alle Gipssteinbrüche schließen würden. Es bleibt dann aber keine andere Wahl, als die Naturgipsgewinnung auszuweiten. Denn der Bedarf an Gipsprodukten – von der Bauplatte über Bodenestriche zu medizinischen Gipsen und solchen zur Lebensmittelverwendung – wird nicht geringer, und auch jeder Gipsgegner im Südharz hat zu Hause viel Gips verbaut.

Die Gewerkschaften IG BCE und ver.di hatten daher flächendeckend zur Demonstration gegen die Vorschläge des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) aufgerufen. Viele Unternehmen unterstützen die Proteste, die andauern werden.

Das Eckpunktepapier von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel wird derzeit ausgiebig diskutiert und kritisiert – in der Politik und in den Medien, in den betroffenen Regionen. Der Plan sieht vor, bis zum Jahr 2020 zusätzliche CO2-Emissionen in Höhe von 22 Millionen Tonnen einzusparen, damit die Bundesregierung das selbstgesteckte Klimaschutzziel erreichen kann.

Die Berliner Pläne würden, so geht aus unabhängigen Berechnungen und Gutachten hervor, enorme Strukturbrüche hervorrufen und fatale Auswirkungen auf Hunderttausende Arbeitsplätze haben. Denn in einem Domino-Effekt würden konventionelle Kraftwerke, Tagebaue und nachgelagerte Betriebe bei Partnerfirmen und Zulieferern schließen müssen, auch solche Produktionsstätten, die von REA-Gipsen abhängen.