Das Kirchenparlament des Kirchenkreises Südharz hat sich gegen die „Zerstörung“ der Natur durch den Gipsabbau ausgesprochen. Wenn man den Gipsabbau schon aus christlicher Perspektive in den Blick nimmt, würden etwas mehr Überlegung, historische Kenntnis und Rücksichtnahme auf die Arbeitnehmer der Region hilfreich gewesen sein.

Dass der Gipsabbau die Natur „zerstört“, ist wahr und unwahr zugleich. Der „Zerstörungsphase“ folgt eine Phase der Rekultivierung hin zu einem neuen Naturzustand, der meist wegen seiner Biotop-Eigenschaften auch unter Naturschutz gestellt wird. Das Gebiet wird der Natur zurückgegeben. Es handelt sich also um eine Umgestaltung der Natur zum Zwecke der Ressourcengewinnung, die aber (wenn sie gut gemacht ist) für sich das Siegel der Nachhaltigkeit in Anspruch nehmen kann. Wenn sich der Kirchenkreis schon auf dieses Feld begibt: Wo ist sein Protest gegen jedes neue landschaftsverbrauchende Baugebiet? Gegen neue Straßen, Brücken, Parkplätze, Gewerbegebiete? Gegen grundwassergefährdende Landwirtschaft?

Dahinter steht eine Vorstellung von Natur, die mit der Moderne und mit dem Christentum wenig zu tun hat. Es war das Christentum, das die göttliche Verehrung der Natur beendete und ihre nachhaltige (also: letztlich nicht zerstörende) Nutzung für den Menschen begründete. „Pflüget die Erde“ – also: nutzt sie, gestaltet sie um – aber zerstört sie nicht. Der Kirchenvater Augustinus schrieb (De civitate Die VII,23): „Warum wollen sie (die Heiden), dass die Erde eine Göttin sei? Etwa weil sie fruchtbar ist? Warum sind dann aber nicht eher die Menschen Götter, die die Erde durch Anbau noch fruchtbarer machen? Freilich indem sie sie pflügen und nicht anbeten?“

Auch hätte man im Kirchenparlament an die mehr als tausend Menschen im Kirchenkreis denken können, denen die nachhaltige Gipsförderung Arbeit und Brot gibt und die von ihrem Einkommen oft auch Kirchensteuern zahlen. Immer wieder aber gewinnt eine Wirtschaftsfeindlichkeit Oberhand, die offenbar ihr Ziel vermutlich erst erreicht hat, wenn es keine Wirtschaft mehr gibt. Dann allerdings gibt es auch keine Arbeitsplätze mehr.

Wenn das Kirchenparlament also eine öffentliche Debatte darüber angemahnt hätte, wie sich Gipsabbau und Natur in einen nachhaltigen Einklang bringen lassen – man hätte gerne zugehört und wäre gefolgt. Diese Stellungnahme aber war niemandem hilfreich.