Gipsabbau am Winkelberg – Öffentliche Diskussion

Mit Anzeigen und einschlägigen Veröffentlichungen im Internet hat das Ellricher Spezialgipsunternehmen CASEA GmbH erneut auf seine Absicht hingewiesen, im Bergwerkseigentum „Rüdigsdorf/Winkelberg“ den Gipsabbau wieder aufzunehmen. Das notwendige bergrechtliche Verfahren wurde bereits in Gang gesetzt.

Das Vorhaben und die beabsichtigte Art seiner Durchführung sollen am 27. November um 16 Uhr im Gasthof „Zum Sachswerfer Handwagen“ in Harztor, Vater-Jahn-Straße 7, durch CASEA und entsprechende Fachgutachter vorgestellt und mit der Öffentlichkeit diskutiert werden. CASEA-Geschäftsführer Dr. Alfred Schiffer: „Ich weiß, dass dieses Thema viele Fragen aufgeworfen hat. Meine Hoffnung ist, dass wir alle Einwendungen sachlich und transparent diskutieren können.“

Für das Spezialgipswerk in Ellrich und die davon abhängigen direkten und indirekten Arbeitsplätze ist die Erschließung eines weiteren langfristig nutzbaren Abbaufeldes von existentieller Bedeutung. Derzeit erfolgt die Sicherung der Rohstoffversorgung mit den benötigten hochwertigen Naturgipsen über den Abbau im Bergwerkseigentum Appenrode/Rüsselsee. Die Vorräte dort werden aber spätestens in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 erschöpft sein. Die ohnehin rückläufigen REA-Gipsaufkommen sowie die Gewinnung von Gips aus Recycling-Material können diese Mengen schon aus qualitativen Gründen nicht ersetzen. (mehr …)

Gipsabbau am Winkelberg – Öffentliche Diskussion2021-10-17T16:20:30+02:00

Rohstoffversorgung für Deutschland – auch Gips zählt dazu

REM_06.08.14_X_G5044Wenn im Bundesgebiet irgendwo Bodenschätze abgebaut werden sollen, regt sich Widerstand. Die Ursache: Häufig liegt das Abbauvorhaben in Konkurrenz zu anderen Zielen, die Bürger oder auch politische Gremien für ein bestimmtes Gebiet definiert sehen wollen. Meist handelt es sich um naturästhetische Aspekte oder um einer mit dem Eingriff einhergehende tatsächliche Gefahr für Flora, Fauna oder etwa das Grundwasser, die es abzuwenden gilt.

Da muss man Prioritäten herstellen. Der Gesetzgeber hat eines klar formuliert: Die Sicherung der Rohstoffversorgung ist als politisches Ziel von besonderer Aktualität. Deutschland ist eine hochindustrialisierte Volkswirtschaft, und so hat der Staat alle Vorkehrungen zur Versorgungssicherheit zu treffen. Das betrifft heimische Energiereserven, aber auch andere Rohstoffe, die von volkswirtschaftlichem Interesse sind.

Diese Perspektive ist es auch, die ausschließt, solche Rohstoffe in anderen Ländern einzukaufen, die man auch im eigenen Land abbauen könnte. Solange Deutschland als Nation besteht, muss es auf die Möglichkeiten einer weitgehenden Autarkie achten – Selbstversorgung geht vor. Alles andere hieße, einem Rohstoffkolonialismus das Wort zu reden wie in Zeiten, die wir längst hinter uns gelassen haben. Selber den Nutzen haben, andere Länder aber eventuelle Belastungen tragen zu lassen – das ist unethisch, unsolidarisch und egoistisch. Deshalb geht der Abbau im eigenen Land vor.

Die entsprechenden Vorgaben macht das Bundesberggesetz. Es dient dem Ziel, die Lagerstätten in Deutschland zu schützen – und zwar hinsichtlich eines Raubbaus ebenso wie hinsichtlich des Schutzes der Lagerstätte vor Beeinträchtigungen. Deshalb ist bei Anwendung von Vorschriften, die andere Rechtsgüter oder öffentliche Interessen schützen, „darauf zu achten, dass Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Die gebotene Abwägung divergierender Interessen bei bergbaulichen Vorhaben zielt darauf ab, dem Bergbau die Möglichkeit eines gewissen Vorrangs mit der Begründung zu verschaffen, dass die Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung ein von der jeweiligen Politik des Gemeinwesens unabhängiges ‚absolutes’ Gemeinschaftsgut darstellt.“ (Plens/Schulte/Vitzthum: Kommentar zum Bundesberggesetz). (mehr …)

Rohstoffversorgung für Deutschland – auch Gips zählt dazu2021-10-17T16:20:31+02:00

Die Tierwelt in Gipssteinbrüchen – Teil 4

Die Nahrungskette

Nahrungsketten stellen den Energie- und Stofffluss in der Natur dar. Vereinfacht gesagt bestehen die Beziehungen von Lebewesen untereinander nach dem Prinzip Fressen und Gefressenwerden. Am Anfang jeder Nahrungskette stehen die Produzenten, meist Pflanzen und einige Bakterien. Die Pflanzen verarbeiten einfache Grundbausteine, die sich im Wasser, Boden und in der Luft befinden; mithilfe der Energie des Sonnenlichts zuerst zu Zucker, in nachfolgenden Stoffwechselkreisläufen auch zu Aminosäuren und Fetten. In diesem Photosynthese genannten Prozess wird Sonnenenergie und Kohlendioxid aus der Luft verbraucht und Sauerstoff erzeugt.

Die Pflanzen enthalten demnach viele verschiedene Nährstoffe, die von den Pflanzenfressern verwertet werden können. Diese wiederum dienen Fleischfressern als Nahrung. So entsteht eine aufeinander aufbauende Nahrungskette, in der jedes Glied vom anderen abhängig ist. Geschlossen wird die Nahrungskette durch zersetzende Organismen, die Destruenten.

Es sind Bakterien, Pilze und viele bodenlebende Organismen, die die abgestorbenen organischen Substanzen abbauen und daraus wieder die anorganischen Stoffe produzieren, welche Pflanzen zum Aufbau der organischen Verbindungen benötigen. Der Kreislauf ist dann geschlossen. In artenreichen Lebensgemeinschaften sind zahlreiche Nahrungsketten zu Nahrungsnetzen verknüpft.

Die NahrungsketteIm Gipsabbau entstehen zuerst augenscheinlich völlig unbesiedelte steinige Bereiche: Halden, Felswände, verfestigte Sohlen. Die Besiedlung findet jedoch schon mit dem Freilegen des Gesteins statt: Bakterien, Algen und Pilze besiedeln kaum sichtbar die Oberflächen und Spalten, Flechten und kleine Moose bilden zarte Überzüge. Bleibt eine Fläche für eine Zeit unbenutzt, so findet ohne Zeitverlust auch die sichtbare Wiederbesiedlung statt. Samen werden über den Wind, das Wasser oder über wandernde Tiere eingeschleppt, keimen nach Regen aus und wachsen. Zuerst sind sie meist klein, können sich aber dennoch vermehren und bilden bald auch schon von weitem sichtbare Bestände. (mehr …)

Die Tierwelt in Gipssteinbrüchen – Teil 42021-10-17T16:20:31+02:00

Gips-Recycling – ein ernüchternder Einblick

MUEG RecyclinganlageDie Themen Ressourceneffizienz und Recycling spielen vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe eine immer wichtigere Rolle. Das gilt auch für den Rohstoff Gips. Bereits jetzt ist das Recycling von Gips eine der drei Säulen der Gipsindustrie, wenn auch aktuell noch in sehr geringem Maße (siehe Grafik Balken-Diagramm mit Vergleich zu RC-Gips, REA-Gips und Naturgips). Bisher geschieht das Recycling in der Regel werksintern, indem die in jedem Produktionsprozess anfallenden Fehlmengen an geeigneter Stelle dem Produkt wieder zugeführt werden. Dies ist bei der Gipsplattenproduktion genauso üblich wie in der Gipsmörtelherstellung.

Bereits seit einiger Zeit untersucht man zudem systematisch die Voraussetzungen für das Recycling von gipshaltigen Bauabfällen. Grundsätzlich kann auch dieses Material einem Gips-Recycling zugeführt werden. Diese Mengen stellen mit ca. 0,6 Millionen Tonnen zwar ein Potenzial von rund 6% des Gesamtgipsbedarfes dar, sind allerdings nur ein minimaler Bruchteil der insgesamt in Deutschland pro Jahr anfallenden Abfälle (380 Millionen Tonnen). Den Hauptanteil dieser Gipsabfälle machen wiederum Gipskartonplatten aus, die entweder aus Verschnitt bei Neubauten, der Gipsplattenverarbeitung selbst oder dem Rückbau von Altgebäuden resultieren.

Derzeit gibt es für das Recycling von Gips zwei Anlagen in Deutschland. Eine Anlage steht in Großpösna (Sachsen) und wird von der MUEG (Mitteldeutsche Umwelt- und Entsorgung GmbH), einer Tochterfirma der REMONDIS AG, betrieben. Die andere Anlage betreibt die STRABAG in Deißlingen/Lauffen (Baden-Württemberg). Weitere Gipsabfälle aus Deutschland werden in Anlagen des Betreibers GRI Gypsum Recycling International in den Niederlanden und Dänemark recycelt.

Die Herausforderung beim Recycling von Gips besteht vor allem darin, noch verbundene Störstoffe wie Papier (z.B. Tapeten etc.) sowie weitere Materialreste (z.B. Fliesen, Farben etc.) vom eigentlichen Gipskern zu trennen. (mehr …)

Gips-Recycling – ein ernüchternder Einblick2021-10-17T16:20:31+02:00

Ziel: Naturschonender Abbau am Winkelberg

Bild Naturgips im HarzDas Ellricher Spezialgips-Unternehmen CASEA GmbH, ein Tochterunternehmen der Remondis-Gruppe, beabsichtigt, die unterbrochene Rohstoffgewinnung aus der Lagerstätte Rüdigsdorf/Winkelberg (Landkreis Nordhausen), früherer Gips-Tagebau „Rüdigsdorf“, wieder aufzunehmen und das insoweit eingeleitete Verfahren fortzuführen. Dazu wird am 28. Oktober 2015 durch das Thüringer Landesbergamt eine ergänzende Antragskonferenz („Scoping-Termin“) durchgeführt, um Gegenstand und Inhalt der vorgesehenen Prüfung der Umweltverträglichkeit des Vorhabens mit den für die Region zuständigen Behörden, Verbänden und Versorgungsträgern zu erörtern.

Die Rechtsvorgängerin des Unternehmens hatte im Jahr 1991 die Bergbauberechtigung (Bergwerkseigentum) an der Lagerstätte von der Treuhand erworben. Diese umfasst eine Gesamtfläche von etwa 42 Hektar. Den Bestrebungen, einen Teil dieser Fläche als Naturschutzgebiet auszuweisen, kam das Unternehmen entgegen und einigte sich mit dem Freistaat Thüringen 1997 in einem bis heute gültigen „Gipskompromiss“ darauf, den Gipsabbau am Winkelberg auf 18 Hektar zu konzentrieren. Nach einer gemeinsam durchgeführten Flächenabgrenzung wurden ca. 24 Hektar unter Naturschutz gestellt, und 18 Hektar als Abbaugebiet bestätigt. Diese Einigung wurde u.a. auch in dem Regionalen Raumordnungsplan Nordthüringen 1999 berücksichtigt.

Für den geplanten Abbau legt das Unternehmen größten Wert auf ein umweltschonendes Vorgehen mit sukzessiver Renaturierung. „Unsere Planungen sind so ausgelegt, dass in ausgeschöpften Abbaufeldern vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen neu entwickelt werden können“, sagt Dr. Alfred Schiffer, Geschäftsführer der CASEA GmbH in Ellrich. „Dass dies möglich ist, zeigen die vielen bereits renaturierten Gipssteinbrüche auch im Harz, die bevorzugtes Ziel von Naturfreunden sind“. Auch den Abbau wird das Unternehmen sorgfältig planen. Dr. Schiffer: „Wir werden alles tun, um erhebliche Belastungen der Anwohner von Rüdigsdorf und von Petersdorf sowie entlang der erforderlichen Transportstrecken durch diesen Abbau zu vermeiden.“

Hintergrund des Vorhabens ist der Umstand, dass die bisher genutzte Lagerstätte im Bergwerkseigentumsfeld Appenrode/Rüsselsee spätestens in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 erschöpft sein wird.  Eine Erweiterung dieses Abbaufeldes wäre von der Qualität des Gesteins her zwar denkbar. Jedoch stehen die dazu benötigten Flächen angesichts rechtlicher und faktischer Hürden nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung. Aufgrund der bestehenden zwingenden Qualitätsanforderungen für die Herstellung von Spezialgipserzeugnissen ist die CASEA GmbH zur Fortführung und zum Erhalt des Spezialgipswerkes Ellrich deshalb darauf angewiesen, die benötigten hochwertigen (hochreinen) Naturgipse aus der Lagerstätte Rüdigsdorf/Winkelberg zu gewinnen. Diese Spezialgipserzeugnisse für keramische, medizinische, lebensmitteltechnische, künstlerische und bautechnische Anwendungen machen zwei Drittel der Produktion des Werkes Ellrich aus. (mehr …)

Ziel: Naturschonender Abbau am Winkelberg2021-10-17T16:20:31+02:00

Rea-Gips geht zurück – was nun?

Knauf-RecyclingWie jede andere Hochschule, so muss auch die Nordhäuser Hochschule immer bemühter sein, neben den öffentlichen Geldern sogenannte Drittmittel einzuwerben. Die finden die Wissenschaftlicher vorzugsweise in Unternehmen. Wie zum Beispiel in Rottleberode…

Noch bis Oktober dieses Jahres sind die Hochschule und das Knauf-Werk in dem Südharz-Ort durch ein gemeinsames Forschungsprojekt verbunden. Es ist eine Win-Win-Situation, die Hochschule bekommt Geld, das Unternehmen zieht einen unmittelbaren wirtschaftlichen Nutzen aus der Zusammenarbeit.

Ziel der Zusammenarbeit ist es, zu untersuchen, wie Material, das bei der Produktion von gipshaltigen Produkten anfällt, wieder dem Produktionsprozess zugeführt werden kann. Letztlich ist die Gipsindustrie im Allgemeinen und natürlich auch Knauf im Besonderen mit der Situation konfrontiert, dass im Jahr in Deutschland rund acht Millionen Tonnen Gips verarbeitet werden muss. Je zur Hälfte ist das Natur- und REA-Gips. Letzterer geht so langsam aber sicher zur Neige, eine Folge der Energiewende, die sich zu einem nicht unwesentlichen Teil auf das aus dem Abschalten von Kohlekraftwerken stützt ergibt. Ohne Kohlekraftwerke also keine nennenswerten Mengen REA-Gips.

Eingebunden in das Spitzencluster „BioEconomy“ wurden als erster Schritt die vorhandenen Massenströme und die dabei anfallenden Reststoffe der beteiligten Cluster-Mitglieder betrachtet. Mengenströme wie sie beispielsweise im Knauf-Werk in Rottleberode von der Gewinnung des Rohsteins im Tagebau bis zum Endprodukt anfallen. Es wurden aber auch Mengenströme aus der in Rottleberode benachbarten Holzindustrie analysiert, um deren Potenzial zur Wiederverwertung einzuschätzen. (mehr …)

Rea-Gips geht zurück – was nun?2021-10-17T16:20:31+02:00

Die Tierwelt in Gipssteinbrüchen – Teil 3

Tierarten und ihre Lebensräume

Die Lebensräume der Gipssteinbrüche sind von zahlreichen Tiergruppen bewohnt, Wildtiere äsen hier, die Vögel aus Wald und Feldflur finden in den schon stärker bewachsenen Flächen gute Lebensbedingungen. Doch nicht diese ohnehin häufigen Arten sind es, die Gipssteinbrüche bemerkenswert machen. Alle eher extremen Lebensräume – solche mit großer Wärme, großer Trockenheit, austrocknend und überflutend, Hänge in Rutschung begriffen, Steilwände in Erosion – fordern die Spezialisten der Tiere heraus und bieten gerade ihnen Überlebens- und Ausbreitungsmöglichkeiten.

Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata)Gewässer sind hier ein gutes Beispiel – sowohl die austrocknen – den als auch die permanent Wasser führenden, aber immer solche mit ausgeprägten Flachwasserzonen. Auch völlig unbewachsen werden sie schnell durch alle möglichen flugfähigen Wassertiere, darunter neben Käfern, Wanzen und die mit ihnen ankommenden Schnecken auch von auffälligen Libellen, besiedelt. Erstbesiedler sind Plattbauch (Libellula depressa), Becher-Azurjungfer (Eneallagma cyathigerum) und Vierfleck (Libellula quadrimaculata), aber auch die deutlich seltenere und im Bestand gefährdete Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio), die sogar Fahrspuren besiedeln kann, aber nach 2 bis 3 Jahren schon wieder verschwindet und neue Gewässer sucht. Ähnliches gilt für den Südlichen Blaupfeil (Orthethrum brunneum) und die Winterlibelle (Sympecma fusca), die dicht bewachsene Gewässer meidet. Je mehr Pflanzen hinzukommen, desto mehr Arten können im und am Gewässer siedeln. (mehr …)

Die Tierwelt in Gipssteinbrüchen – Teil 32021-10-17T16:20:31+02:00

Casea-Betriebsrat bittet Politik um Hilfe

Der Betriebsrat der Casea im Werk Ellrich hat sich in der Auseinandersetzung um künftige Gipsabbau-Möglichkeiten an die Mandatsträger und an den Ministerpräsidenten selbst gewandt. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem dringend eine Entscheidung zur Erschließung eines neuen Tagebaus – Rüdigsdorf/Winkelberg – benötigt wird, da die Reserven aus den anderen Steinbrüchen nur noch etwa fünf bis sechs Jahre für die Absicherung der Produktion reichen werden“, schreibt Hartwig Grothe, der Vorsitzende des Betriebsrates. Dies gelte „selbst bei effektivstem Einsatz unserer Rohstoffe“.

In dem Schreiben, das an die Mitglieder des Stadtrates und des Kreistages Nordhausen sowie an die Abgeordneten des Landtags ging, heißt es weiter, wenn es nicht zu einer entsprechenden Erweiterung käme, „stehen unsere Arbeitsplätze auf dem Spiel. Wir benötigen hier ihre Hilfe.“

Grothe betont in dem Schreiben auch die Bemühungen der Casea um den Umweltschutz, an dem auch den Mitarbeitern selbst viel gelegen sei. Man habe nicht nur das Produktionswerk in Ellrich umweltgerecht gestaltet, sondern achte auch in den Steinbrüchen wie etwa am Rüsselsee auf Naturschutz- und Umweltschutzkonzepte, die eine sukzessive, naturnahe und werthaltige Renaturierung der abgebauten Flächen möglich machen, damit die Flächen als wertvolle Natur wieder zurückgegeben werden könnten. Auch die Möglichkeiten, REA- und Recycling-Gips einzusetzen, würden vollständig ausgeschöpft. (mehr …)

Casea-Betriebsrat bittet Politik um Hilfe2015-06-24T15:42:44+02:00

Wozu braucht man Gips?

SulfatgesteinDie auch im Südharz immer wieder aufgeworfene Frage, wozu man überhaupt Gips abbaut, soll hier nochmals kurz beantwortet werden. Sulfatgesteine, wie der kristallwasserhaltige Gips und der wasserlose Anhydrit, werden schon seit vielen Jahrhunderten im Handwerk oder in neuerer Zeit auch industriell genutzt.

Gipssteine gehören zu den bedeutendsten mineralischen Rohstoffen für die Baustoffherstellung. In Deutschland werden hierfür knapp 10 Millionen Tonnen gebraucht. Moderner Hochbau ist ohne Gipskartonplatten, Gipsfaserplatten, Gipswandbauplatten, Gipsputze oder Fließestriche auf Anhydritbasis nicht mehr vorstellbar. Unverzichtbar sind Gips oder Anhydrit auch als Abbindeverzögerer im Zement. Mengenmäßig nur wenig ins Gewicht fallen dagegen die Spezialgipse, die überwiegend als Formengips in der keramischen, pharmazeutischen und in der Lebensmittelindustrie Verwendung finden und wegen ihrer hohen Qualität weltweiten Absatz erlangen.

Die Qualitätsanforderungen bewegen sich heute auf hohem Niveau. Für die Herstellung von Baugipsen ist im Allgemeinen ein Reinheitsgrad von über 80 % Gipsgehalt erforderlich. Insbesondere auf einen möglichst geringen Gehalt gelöster Natriumsalze wird höchster Wert gelegt. Zum Erreichen dieser Qualitätsanforderungen werden heute in den Steinbrüchen und Gruben erhebliche Anstrengungen unternommen. Da in vielen Fällen Gipssteine durch Karbonate oder Tone verunreinigt sind, muss nach dem Brechen nicht selten abgesiebt werden. Das Fördergut wird nun den Verarbeitungseinrichtungen zugeführt. Zunächst wird kalziniert, d.h. entwässert. An sich ist für das Brennen von Gips kein sehr hoher Energieaufwand erforderlich. Schwieriger wird es jedoch, wenn neben Stuckgips auch noch andere, so genannte Mehrphasen-Gipse hergestellt werden müssen. (mehr …)

Wozu braucht man Gips?2021-10-17T16:20:31+02:00

Die Tierwelt in Gipssteinbrüchen – Teil 2

Lebensräume in Gipssteinbrüchen

Ein Lebensraum ist ein natürlicher, abgegrenzter Raum einer darauf abgestimmten Lebensgemeinschaft, wie Moor, Fels, Bach u.a. Die Charakteristik des Lebensraumes ist zuerst einmal abhängig von seiner Entstehung, seinen geologischen, bodenkundlichen und klimatischen Verhältnissen.Später kommen mit zunehmendem Entwicklungsalter auch die überformenden und neu gestaltenden Vegetationstypen hinzu. In Gipssteinbrüchen kommen zu Anfang vor allem weite, offene, kaum bewachsene Gipsflächen vor. An leichten Senken kommt es durch Einschwemmen von Feinmaterial zu Pfützenbildung, die je nach Größe und Tiefe auch über viele Wochen bis Monate Gewässer entstehen lassen. Ganzjährig vorhandene Gewässer sind in Gipssteinbrüchen selten.

Grafik Lebensraum Gipssteinbruch

Die Abbauwände verwittern mit der Zeit und bilden langsam wachsende Schuttkegel am Wandfuß und an den Felsnasen an der Wandschulter. Verteilt im Gelände liegen Halden, das sind flache bis steile Steinhaufen aus nicht verwertbarem Bodenmaterial. Sofort mit der Entstehung, also mit Beginn des Abbaus, beginnt auch schon die Besiedlung: Tiere wandern auf der Suche nach neuen Lebensräumen, nach Nahrung oder auf Partnersuche ein, Samen fliegen an oder werden eingeschwemmt. Nach einigen Wochen sind auf den ebenen oder leicht geneigten Flächen erste Pflanzen sichtbar – typische Trockenheitsspezialisten und Erstbesiedler, die grundsätzlich durchsetzungsfreudig sind, dann aber von den höheren, langlebigen Pflanzenarten verdrängt werden. Im zeitigen Frühjahr erscheinen gelb leuchtende Huflattichblüten vor ihren großen Blättern und bilden mit ihrem Pollenreichtum den Insekten eine erste Nahrungsquelle. Im Sommer blüht Steinklee, Klatschmohn oder Gelber Günsel. Die dickfleischigen Blätter verschiedener Sedumarten speichern Wasser und trotzen so der Trockenheit. Auf der Weißen Fetthenne (Sedum album) lebt die Larve des Apollofalters, die nur noch in wenigen Populationen in Deutschland vorkommt, so an der Mosel, im Blautal- und im Altmühltal.

Längere Entwicklungszeiten führen von kurzrasigen, blütenreichen Wiesen, die teils seltene Gipssteppenrasenarten enthalten, über Wärme oder Luftfeuchte liebende Säume mit ihren mehrjährigen Stauden zu Gebüschen der trockenen und warmen Standorte und zu Waldbeständen.Felsnasen und große Felsbrocken bleiben über Jahrzehnte vegetationsfrei. Hier siedeln Bunte-Erdflechten-Gesellschaften oder seltene, leicht zu übersehende Moose wie das in der Gesteinsoberfläche wachsende Kalk-Goldschlafmoos (Campylium calcareum). Mit aufkommenden Gehölzen und stärkerem Aufwuchs entstehen so genannte Säume, blütenreiche Pflanzengemeinschaften aus Gräsern, mehrjährigen Stauden und Halbsträuchern, die besonders artenreich sind. Solche Säume sind Lebensraum für zahlreiche gefährdete Schmetterlings-, Heuschrecken- und Käferarten. Hier wächst Beifuß (Artemisia vulgaris), Schafgarbe (Achillea millefolium), Thymian (Thymus pulegioides und andere Arten), Oregano (Origanum vulgare) in Nachbarschaft – Pflanzen, deren ätherische Öle die Grundlage für Magenbitter liefern. Auch der sehr seltene, warme und halbschattige Standorte liebende Diptam (Dictamnus albus), ein zitronenartig riechendes Kraut mit zahlreichen großen Öldrüsen, wächst hier. Der Diptam hat seinen botanischen Namen vom kretischen Berg „Dicte“ und dem griechischen Wort „Thamnos“, was Strauch bedeutet.

Büsche und Bäume erobern den Steinbruch normalerweise ebenso rasch wie die krautigen Pionierarten. Jedoch gelingt es den langsam wachsenden und gegen Austrocknung recht empfindlichen Sträuchern zunächst nicht, harte, schneearme Winter oder sehr trockene Sommer zu überdauern. Es beginnt mit Weiden, Brombeeren und Himbeeren, verschiedenem Wildobst, mit Birken und Feldahorn. Bei zunehmender Bodenbildung durch die herabfallenden Pflanzenteile und die Verwitterung des Gesteins und dem daraus resultierenden höheren Wasserhaltevermögen wachsen aber besonders an schattigeren Halden auch Ahorne, Eschen, Eichen oder sogar Buchen auf, die dichte hohe Feldgehölze bilden. Die Entwicklung geht zu den natürlichen Waldgesellschaften hin: zu Eichen-Hainbuchen-Wäldern und zu artenreichen Buchenwäldern. Der Gipsabbau führt also zu sehr unterschiedlichen Lebensräumen, die sowohl nebeneinander vorkommen als auch aufeinander an der selben Stelle folgen. Entsprechend dynamisch, flexibel und artenreich ist auch die Besiedlung dieser Bereiche durch Tiere.

Nächste Folge: Tierarten und ihre Lebensräume 

Bereits erschienen: Die Tierwelt in Gipssteinbrüchen – Teil 1

Die Tierwelt in Gipssteinbrüchen – Teil 22021-10-17T16:20:31+02:00
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